Der gemeinsame Urlaub als Beziehungskiller?

Endlich Urlaub – und dann kommt der Beziehungskiller!

Wer kennt ihn nicht, diesen Stoßseufzer? Wer hat ihn nicht schon selbst von sich gegeben?
Endlich einmal Zeit mit dem Partner und der Familie verbringen, abschalten, genießen und den Alltag weit hinter sich lassen. Darauf wartet man meist sehnsuchtsvoll über mehrere Wochen, ja Monate, bis es endlich soweit ist.
Doch was tun, wenn man plötzlich mit so viel gemeinsam verbrachter Zeit nicht zurecht kommt?

Ja, das gibt es tatsächlich. Da hegt man wochenlang Vorfreude und kann es kaum erwarten, endlich gemeinsam Zeit füreinander zu haben und dann gibt es nichts wie Streit und Ärger.
Studien haben ergeben, dass sich sage und schreibe 70 % aller Paare gerade in den vermeintlich schönsten Wochen des Jahres streiten und bei etwa 20 % gipfelt dies sogar in einer Trennung.

Der häufigste Grund dafür ist schlichtweg eine falsche Erwartungshaltung.
Jeder hat gewisse Vorstellungen, was er sich vom Urlaub erwartet und es ist nicht immer leicht, dies auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen.
Die einen wollen faul am Strand liegen und das selige Nichtstun genießen, die anderen wollen möglichst aktiv sein und in den Bergen herumklettern.

Doch auch wenn man bei der Wahl des Urlaubszieles einer Meinung ist, bedeutet dies noch lange nicht, dass auch der Aufenthalt dort harmonisch verläuft.
Gerade wenn man während der übrigen Zeit des Jahres beruflich und familiär stark eingespannt ist und nur wenig gemeinsame Zeit verbringen kann, wird es schnell zur Belastung, wenn man plötzlich 24 Stunden am Tag „aufeinander hockt“.

Der Partner wünscht sich mehr Nähe und romantische Stunden, die Kinder wollen endlich die sonst so oft entbehrte Aufmerksamkeit der Eltern – nur für die ganz eigenen Interessen und Bedürfnisse bleibt keine Zeit. Diese bleiben nur zu oft auf der Strecke und der erste Frust ist programmiert.

Darum sollte man sich bereits vor Antritt der Reise, ja schon bei der Planung über gewisse Dinge Klarheit verschaffen, damit man nicht schon mit völlig unterschiedlichen und falschen Vorstellungen in den Urlaub startet.

Die nachfolgend aufgeführten Tipps sollen dazu beitragen, den bei vielen gefürchteten Beziehungskiller „Streit im Urlaub“ zuhause zu lassen:

1. Miteinander reden – und zwar bereits vor der Reise!

Gerade Partner, die schon bei der Wahl des Reisezieles völlig verschiedene Vorstellungen haben, sollten sich vorher eingehend besprechen.
Geht es in diesem Jahr nach den Wünschen des Partners und dafür im nächsten Jahr an das eigene Wunschziel?
Ist vielleicht ein Kompromiss möglich durch die Wahl eines Zieles, an dem für beide Partner Interessantes geboten wird?
Am deutlichsten wird dies zum Beispiel bei all jenen, von denen einer unbedingt in die Berge möchte, für den anderen aber ein Badeurlaub das Nonplusultra darstellt.
Warum also nicht eine Woche in den Bergen verbringen und anschließend für eine weitere Woche einfach weiterfahren ans Meer?

Warum nicht einen Strandurlaub buchen und die meist vor Ort angebotenen Ausflüge, zum Beispiel in das bergige Hinterland, nutzen?
Mit etwas gutem Willen auf beiden Seiten ist bei fast allen unterschiedlichen Vorstellungen ein Kompromiss möglich – und wenn nicht, dann bleibt immer noch der jährliche Wechsel, das heißt ein Jahr in die Berge, das nächste Jahr ans Meer.

2. Freiraum lassen

Auch wenn man sich in der Wahl des Urlaubszieles einig ist, wird das Beisammensein rund um die Uhr häufig zur Belastungsprobe.
Während man im Alltag die wenigen gemeinsamen Stunden, meist beim Frühstück oder abends nach Feierabend als zu wenig empfindet, ist die nun auf einmal pausenlose Gegenwart des Partners belastend.
Der eine liebt es beispielsweise, schon frühmorgens den Tennisplatz zu belagern und den Tag sportlich zu beginnen, die anderen wiederum gönnen es sich, einmal länger schlafen zu können.
Die einen stöbern mit Vorliebe über die hiesigen Märkte und durch die Einkaufspassagen, die anderen bummeln hingegen lieber durch das Kunstmuseum.
Was spricht dagegen, für ein paar Stunden getrennte Wege zu gehen?
Trifft man sich dann beim Abendessen wieder, ist jeder für sich zufrieden und kann dem jeweils anderen von den eigenen Erlebnissen erzählen.

3. Kinderbetreuung

Im Alltag bleibt zum Leidwesen vieler Eltern, gerade beispielsweise berufstätigen Vätern, kaum Zeit, sich mit dem eigenen Nachwuchs zu befassen. Auch die Kinder freuen sich, wenn dann in den Ferien Papa und Mama endlich einmal Zeit für sie haben.
Zu einem gelungenen Familienurlaub gehören gemeinsame Ausflüge und Unternehmungen zur Freude aller Beteiligten auf jeden Fall dazu.
Doch sollte man dabei nicht außer acht lassen, dass die Zweisamkeit nicht gänzlich auf der Strecke bleibt.
Gerade im Urlaub ist doch auch die Zeit für romantische Stunden, in denen man sich ganz dem Partner widmen kann.
Es spricht absolut nichts dagegen, die Kinder zwischendurch den in vielen Hotels angebotenen Kinderclubs und geschulten Animateuren zu überlassen und nur mit dem Partner einen Ausflug zu unternehmen oder einen romantischen Abend zu genießen.
Im Gegenteil – Die Kinder sind von dem dabei angebotenen Programm dermaßen begeistert, dass sie oft kaum noch wegzubekommen sind.

4. Keine Selbstversorgung

Für viele Familien ist es selbstverständlich – und unbestritten ja auch praktisch – eine Ferienwohnung oder ein Ferienhaus zu buchen und im Urlaub Selbstversorger zu bleiben.
Zum einen deutlich kostengünstiger als ein Hotel, ist es auch praktischer, da man – gerade mit kleinen Kindern – unabhängig und nicht an feste Essenszeiten gebunden ist.
Doch in der Realität sieht es meistens so aus, dass zwar der Rest der Familie die freie Zeit genießt, Mutter jedoch wie daheim für das Kochen, Putzen und Bettenmachen zuständig ist.
In diesem Fall sollte man unbedingt vor Urlaubsbuchung genau klären, wer welche Aufgaben übernimmt.
Ansonsten wäre es nicht verwunderlich, wenn es plötzlich heißt: „Mutter streikt“.

5. Gelassen bleiben

Auch mit noch so sorgfältiger Planung im Vorfeld, ist die eine oder andere Panne nicht zu vermeiden.
Wird das im Katalog angepriesene Schwimmbad gerade noch renoviert und steht erst in ein paar Tagen zur Verfügung?
Erfüllt der gebuchte Ausflug nicht alle Erwartungen?
Sicher sind diese Vorkommnisse ärgerlich, doch seinen Frust darüber am Partner auszulassen, ändert an den Tatsachen auch nichts.
Auch der Partner kann in den ersten Tagen nicht ins Schwimmbecken und auch für den Partner entpuppte sich der Ausflug als Reinfall.
Bevor man sich hier in gegenseitigen Schuldzuweisungen verliert, ist es sinnvoller, gemeinsam über Alternativen nachzudenken und sich stattdessen an den schönen Dingen am Urlaubsort zu erfreuen.

Ein gemeinsamer Urlaub ist wichtig und notwendig, ob dies nun alleinstehende Paare oder Familien sind. Denn diese gemeinsamen Auszeiten braucht jede Partnerschaft.
Man darf dabei allerdings nicht in den Fehler verfallen, in dieser Zeit Harmonie pur zu erwarten. Streit gibt es in jeder Beziehung, dieser klärt die Fronten und ermöglicht einen Neubeginn.

Wichtig ist nur eines um dem Beziehungskiller im Urlaub zu entgehen: Das miteinander Reden nicht vergessen!